Freitag, 23. August 2019

Stricken und Gesundheit: Von Strickverletzungen, Strickyoga und Stricktherapie

Keine Angst, ich fange jetzt nicht an mit sowas wie "Stricken ist das neue Yoga" oder sowas... Aber ich dachte, ich gucke mir mal an, welche gesundheitlichen Vorteile dem Stricken, Häkeln - will sagen, Handarbeiten im Allgemeinen - zugeschrieben werden.

Und immer, wenn ich hier "Stricken" sage, meine ich Handarbeiten im Allgemeinen - das kann für Dich Häkeln sein, oder Sticken, oder Klöppeln, oder Weben, oder Spinnen.....

Ich persönlich finde z.B. das Häkeln von runden Deckchen, die man neudeutsch "Mandalas" nennt, sehr entpannend: Immer in der Runde und sich wiederholende Motive!


Für mich ist Stricken vor allem Entspannung und Spaß an der Kreativität 


ABER - wie schon der gute Paracelsus sagt, die Dosis macht das Gift - es gibt durchaus auch gesundheitliche Risiken, die Du nicht aus den Augen verlieren solltest, wenn Du Dein Hobby noch sehr, sehr lange mit Freude ausüben willst!

Und natürlich der Disclaimer vorweg: Ich bin keine Ärztin, nicht mal Physiotherapeutin oder Krankenschwester oder sonstig gesundheitlich gebildet, also in keinster Weise qualifiziert, gesundheitliche Ratschläge zu erteilen. Ich erzähle hier nur, was für mich funktioniert (hat) und sich stimmig anhört, im Zweifel musst Du selber ausprobieren, ob das für Dich auch passt und ggf. noch einen "richtigen" Experten hinzuziehen.

Aber als erstes soll es um die

gesundheitlichen Vorteile vom Stricken, Häkeln und sonstigen Handarbeiten


gehen. Also, gucken wir mal:


1. Stricken ist entspannend und hilf, Stress abzubauen


Das ist einer der Hauptgründe, warum ich gerne stricke: Wenn ich genervt von der Arbeit komme, hilft es mir sehr, "runterzukommen". Ich stricke dabei sehr gern einfache Projekte, bei denen ich nicht viel nachdenken muss, sondern einfach vor mich hin stricken kann und dabei die Gedanken laufen lasse.

Es gibt aber auch StrickerInnen, die genau das Gegenteil brauchen: Sie möchten ein möglichst herausforderndes Projekt, weil sie sich dann ganz auf das Muster konzentrieren müssen und nicht über anderes nachgrübeln müssen.


2.  Stricken senkt den Blutdruck und ist gut für die Herzgesundheit


Durch die Entspannung und die gleichmässigen, sich wiederholenden Bewegungen, enstpannt sich Dein ganzer Körper und damit sinkt Dein Blutdruck. Das hilft sicher noch nicht soviel, dass Du sämtliche Medikamente absetzen kannst, wenn Du da ein größeres Problem hast, aber es hilft sicher.


3.  Stricken steigert das Selbstbewusstsein und macht stolz


Idealerweise hast Du nämlich, wenn Dein Strickprojekt fertig ist, etwas Schönes erschaffen, auf das Du stolz bist. Vielleicht hast Du eine neue Technik gelernt oder ein verzwickte Strickanleitung doch noch verstanden. Ich hab auf alle Fälle Projekte, auf die ich stolz bin: Mein Advents-Sternkissen >> vom letzten Jahr z.B. Das war zwar nicht besonders schwierig zu stricken, aber es hat nicht immer nur Spaß gemacht und ich musste mich ein bissle "durchbeißen". Umso stolzer war ich dann auf das fertige Projekt!


War anstrengend und hat nicht nur Spaß gemacht, aber jetzt bin ich stolz drauf:
Mein Sternkissen vom KAL im Dezember 2018 


4. Stricken hält Deine Hände beschäftigt und hilft, schlechte Gewohnheiten abzulegen


Ich kenne mehrere Strickerinnen, die mit dem Handarbeiten deshalb (wieder) angefangen haben, weil sie sich das Rauchen abgewöhnen wollten und etwas suchten, mit dem sie ihre Hände anderweitig beschäftigen konnten. Und bei denen, die ich kenne, hat das auch funktioniert. Ich könnte mir gut vorstellen, dass das bei vielen schlechten Angewohnheiten funktioniert, für die man die Hände benötigt: Nagelbeißen, übermässiges Naschen...


5. Stricken hilft Dir, Dich zu konzentrieren und Deine Ziele zu erreichen


Ok, ja, auch ich habe UFOs, also unfertige Strickprojekte und damit habe ich offensichtlich mein Ziel verfehlt, diese fertigzustellen. Aber prinzipiell weiß ich, wie ich mich dazu bringen kann, meine Strickziele zu erreichen - guckstu in diesem Post >> Und das klappt auch oft! Seit ich z.B. hier im Blog öffentlich mache, was ich mir so vorgenommen habe, schaffe ich es viel öfter, dieses Ziel auch zu erreichen, bin fokussierter und motivierter.


Bücher zum Thema "Handarbeiten als Entspannungstherapie"






Gesundheitliche Risiken von Stricken, Häkeln und Handarbeiten



Ja, auch die gibt es - hat eben alles seine Vor- und Nachteile! Zum Glück habe ich (bisher) eher selten mit Wehwehchen zu tun, die durchs Stricken ausgelöst wurden - aber die gibt es natürlich und wenn Du Dir dessen bewußt bist, stehen die Chancen gut, dass Du weitestgehend ohne Probleme bis ins hohe Alter stricken kannst!


Ergonomie des Strickens: Physiotherapie für Stricker


Der (sehr empfehlenswerte englischsprachige) Youtube-Kanal "Fruity Knitting" hat in seiner 31ten Folge ein ausführliches Interview mit dem amerikanischen Physiotherapeuten Carson Demers zum Thema ergonomisches Stricken geführt >>


Das Interview findest Du ab Minute 40 im oben verlinkten Youtube-Video.
Carson Demers strickt selbst, ist Physiotherapeut und kann deshalb natürlich besonders gut verstehen, warum StrickerInnen mit welchen Problemen zu tun hat und welche Übungen dagegen helfen. Sein Buch kann man (auch aus Deutschland) über seine Website bestellen >>, allerdings ist es natürlich auf Englisch.

ETA September 2019: "Handgymnastik" bei AnjaLovesKnits




Die deutschsprachige Strick-Youtuberin Anja aus Halle >> ist ebenfalls Physiotherapeutin und zeigt in ihrer Folge 10 Übungen für "gestresste" Strickerhände (gegen Ende, so ab Minute 48 oder so). Schau mal rein in ihren Kanal, der ist auch ansonsten sehr sehenswert, finde ich >>



Schmerzen und Taubheitsgefühle in den Händen durchs Stricken


Carson Demers weisst darauf hin, dass wir beim Stricken eine Haltung einnehmen, in der wir in unserer modernen Welt eh schon viel Zeit verbringen: Im Sitzen, mit angewinkelten Armen, mit viel Aktivität nur in den Händen und Fingern. Dass führt zur Überlastung und Verspannungen in diesen Bereichen und kann auf Dauer zu chronischen Schmerzen führen.

Es hilft, des Öfteren bewusst die Position zu verändern, Pausen einzulegen und vielleicht auch mal im Stehen oder gar Gehen zu stricken.


Wechsle die Nadeln: 

Anderes Material, andere Stärke, andere Form


Zu Stricknadeln habe ich hier ja schon einmal einen ausführlichen Post verfasst >> Viele Strickerinnen bekommen bei einer bestimmten Nadelstärke Schmerzen in den Handgelenken, wenn sie viel damit stricken - meist ist das bei dickeren Nadeln der Fall, so ab Nadelstärke 6 mm aufwärts. Klar, was da hilft: Du strickst einfach meistens mit eher dünnen Nadeln.


Holznadeln statt Metallnadeln für entspannteres Stricken


Holznadeln sind flexibler und machen die Bewegungen zum Teil mit, darum haben viele Strickerinnen mit diesem Material eher weniger Probleme als mit Metall. 

Carson Demers empfiehlt außerdem, das Material der Nadeln auch dem verstrickten Garn anzupassen: Wenn Du Dein flutschiges Seidengarn mit Muskelkraft daran hindern musst, von den Nadeln zu rutschen, kann das zu zusätzlichen Verkrampfungen führen.


Quadratische Nadeln für mehr "Griff" und Ergonomie


Demers rät auch, mal eine andere Nadelform zu versuchen als die Standardnadeln in rund. 

Es gibt quadratische Nadeln (z.B. die Knit Pro Cubics * >>), die von vielen als besser in der Hand liegend empfunden werden oder auch die speziellen, ergonomisch geformten "Prym Ergonomics" Nadeln * >>, die außerdem noch ein sehr gleichmässiges Maschenbild ergeben sollen.

Auch für Häkelnadeln gibt es solche mit besonders ergonomisch geformten Griffen, z.B. die Addi Swing * >> 

Allerdings muss ich sagen, dass ich persönlich mit Häkelnadeln ganz ohne Griff am liebsten häkele. Ich denke, dass musst Du für Dich selbst ausprobieren.





Meine häufigste Strickverletzung:  Loch im Finger


Ja, ich gebe zu: Das ist vielleicht ein bissle dramatisch, aber es trifft es ganz gut: Es kommt vor, vor allem, wenn ich mit sehr spitzen Nadeln stricke, wie z.B. den HiyaHiya Sharps * >>, dass ich mir ein Loch in den rechten Zeigefinger stupfe.

Ich tippe mir nämlich mit der linken Nadel gegen den rechten Zeigefinger, um die Maschen von der Nadel zu lupfen, und dabei kann es schon mal problematisch werden. Eigentlich habe ich an der Stelle auch schon eine Hornhaut, aber manchmal kommt das eben doch vor. Im akuten Fall klebe ich ein Pflaster drauf und wechsle auf ein anderes Projekt mit dickeren Nadeln.


Kommt auch vor: Kribbeln und Taubheitsgefühl im Ellenbogen


Auch das kommt manchmal vor: Wenn ich ein bissle viel gestrickt habe, bekomme ich so ein Kribbeln im rechten Ellenbogen, das hochzieht bis in den kleinen Ringfinger der rechten Hand. Das ist bei mir meist ein Zeichen dafür, dass ich es übertrieben habe und bisher ist es immer nach ein, zwei Tagen Strickpause wieder weggegangen.


Als ich mit diesen Socken fertig war, hatte ich nachher Probleme mit den Ellenbogen,
die aber zum Glück schnell wieder weg waren


Stricken und Beleuchtung: Frau wird ja nicht jünger...


Ja, das Thema Fehlsichtigkeit, Brille, Beleuchtung und Handarbeiten ist bei mir stärker in den Fokus gerückt, seit ich die 45 überschritten habe... Ich bin seit Kindheit weitsichtig und trage auch seitdem eine Brille, allerdings waren 2.5 Dioptrien nichts, was mich wirklich nennenswert eingeschränkt hat.

Allerdings merke ich hier deutlich, dass ich älter werde: Ich trage seit 5 Jahren eine Gleitsichtbrille und merke deutlich, dass ich schlechter sehe: Strickschriften müssen jetzt schon deutlich größer sein als vor ein paar Jahren (ein Lob an dieser Stelle auf digitaleVorlagen, die man stufenlos vergrößern kann!).

Und auch die Beleuchtung ist ein echtes Thema: Dunkle Wolle auf dunklen Nadeln, möglichst noch im Dämmerlicht - geht gar nicht mehr!
Ich erwäge ernsthaft die Anschaffung einer Tageslichtlampe * >> und diese beleuchteten Stricknadeln * >> würde ich gerne mal ausprobieren...


So, jetzt Du:
Welches sind für Dich die gesundheitlichen Vorteile des Strickens?
Und welche Strick Wehwehchen hast Du?
Was tust Du dagegen?
Hast Du eine Tageslichtlampe? Wenn ja, welche kannst Du empfehlen?
Schreib es mir doch bitte in die Kommentare!



* = Affiliate-Link, führt zu Amazon.de



2 Kommentare:

  1. Also ich stricke - genau wie du - am liebsten einfache Teile,
    um mich zu entspannen. Wenn es zu kompliziert wird, stresst es mich eher. Durch meine Büroarbeit habe ich mit Verspannungen im Nacken zu kämpfen, die durchs stricken manchmal noch verstärkt werden. Da hilft nur, sich regelmäßig zu bewegen.
    LG
    Ingrid

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    1. Hi Ingrid, toi-toi-toi - bisher bin ich von "Rücken" und ähnlichen Zipperlein verschont worden, da bin ich wohl echt robust. Aber mir geht's wie Dir: Entspannendes Vor-mich-hin-Stricken an einfachen Mustern gefällt mir am Besten!

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