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Pullover von oben nach unten stricken: Die Vorteile
Deshalb stricke ich meine Pullover gerne in einem Stück, möglichst vom Hals zum unteren Bündchen, also von oben nach unten.
Wenn fertig gestrickt, dann fertig!
Dann muss ich nämlich, wenn ich mit dem Stricken fertig bin, nur noch die Fäden vernähen und das fertige Werk waschen und in Form ziehen und kann es gleich tragen. Kein in Form spannen der Teile, kein Zusammennähen, keine böse Überraschung, dass das mühsam erstellte Teil dann doch nicht passt."Unterwegs" anprobieren
Das bringt mich zu einem weiteren Vorteil: Ich kann meinen Pullover schon während des Strickens anprobieren. Dazu packe ich die Maschen einfach auf eine laaange Rundnadel, auf einen Hilfsfaden oder auf eines der Seile von den austauschbaren Nadelsystemen (mehr zu den verschiedenen Stricknadeln findest Du in diesem Blogpost >>) und probiere es an.Wenn es nicht gescheit passt, kann ich Anpassungen vornehmen (eine kleinere oder dickere Nadel, Zunahmen, Abnahmen, verkürzte Reihen...) oder - wenn es unbedingt sein muss - auch ribbeln, aber immerhin habe ich dann noch keinen kompletten Pullover gestrickt, der mir dann nicht passt.
Besseres "Garn-Management" - Einschätzen, ob mein Garn reicht
Ich kann viel besser einschätzen, ob mir das Garn reicht, wenn ich von oben stricke. Wird es knapp, bekommt der Pullover eben kürzere Ärmel, oder der Körperteil wird kürzer. Umgekehrt ist das schon schwieriger: Ich habe noch keine Lösung gefunden, einen Pullover, der von unten gestrickt wird, und bei dem mir das Garn beim Körperteil ausgeht, ohne Schultern zu tragen... Okay, vielleicht solche Sommerdingsis mit Peephole-Schulterlöchern (oder wie das heißt) aber die trage ich eher selten.Pullover von oben und am Stück stricken: Die Nachteile
Ja, ich will nicht verhehlen, dass es durchaus auch Nachteile hat, einen Pullover am Stück zu stricken und von oben.
Zuviel "Material" in Arbeit
Wenn der Pullover schon weit fortgeschritten ist und ich z.B. nur noch den Ärmel anstricken muss, ist es schon seeeehr viel Material, was ich beim Stricken "herumwuchten" muss, denn an meinem Ärmel hängt ja bereits ein ganzer Pullover! Wenn ich also im Hochsommer einen Alpakapullover für einen groooossen Mann stricke, kann das schon mal sehr kuschelig werden. Und wirklich gut transportabel ist so ein Projekt dann auch nicht mehr. Einen einzelnen Ärmel oder ein Rückenteil von einem in Teilen gestrickten Pullover kann man viel einfacher mitnehmen.Der interessante Teil am Anfang, dann wird es öööööde
Am meisten passiert bei Pullovern von oben am Anfang: Der Halsausschnitt wird gestrickt, die Schulterkonstruktion durch Zunahmen und ggf. verkürzte Reihen geformt, die Ärmel abgeteilt - und dann wird es meistens relativ laaaangweilig: Immer geradeaus in Runden, und Runden, und Runden.... Ich finde das ja meist recht angenehm und wer sich zu Tode langweilt, könnte ja ein anspruchsvolles Muster einbauen.Die Nähte geben Stabilität, die einem am Stück gestrickten Modell fehlt
Das Argument kommt häufig von Näh-Fans, kann ich aber so nicht bestätigen. Gestrickter Stoff ist nun mal deutlich dehnbarer und elastischer als gewebter Stoff und die Pullover, die ich mir bisher gestrickt habe, brauchen keine zusätzliche Stabiliät. Vielleicht bei einem Projekt aus sehr dicker, schwerer Wolle?Hast Du schon mal die Erfahrung gemacht, dass ein am Stück gestricktes Projekt formlos war oder geleiert hat wie Harry? Schreib es mir doch in die Kommentare!
Pullover von oben Stricken: Welche Möglichkeiten gibt es?
1. Der Raglan von Oben (a.k.a. RvO)
Am bekanntesten dürfte wohl der Raglan von oben sein: Du startest am Halsausschnitt und nimmst für die Ärmel auf beiden Seiten ein trapezförmiges Keilstück zu. Sind die Ärmel lang genug (die sogenannte "Raglanlinie"), werden sie abgeteilt und erstmal der Körper weitergestrickt.Nachteil dieser Konstruktion: Raglanärmel stehen nicht jedem, Menschen mit eher breiten Schultern haben zu wenig Bewegungsraum. Mein Tipp wäre - einfach mal ausprobieren! Und im Zweifel öfter mal anprobieren, das geht ja gut.
"Berühmte" Raglanpullover sind z.B.
Flax (englische Anleitung, kostenlos auf Ravelry) >>,
Raglano (deutsche Anleitung, kostenlos auf Ravelry) >>
oder der Online-Raglanrechner von Strickeria.ch (deutschsprachiger Rechner, kostenlos auf Ravelry) >>
Auch der berühmte Featherweight-Cardigan (englische Anleitung, Kaufanleitung ) >> ist ein Raglan von oben,
Die meisten Top-Down-Pullover (resp. Strickjacken, meistens sind es Strickjacken) , die ich bisher gestrickt habe, sind Raglans, guckstu:
Die blaue Strickjacke ist angelehnt an eine Anleitung aus Wendy Bernards tollem Buch Custom Knits * >> (da sind ausschliesslich Pullover drin, die von oben nach unten gestrickt sind - wenn Du mit englischen Anleitungen klar kommst, kann ich Dir das sehr ans Herz legen!).
Der weiße Pullover ist aus dem Buch "Fitted Knits" von Stefanie Japel * >> und die quietschgrüne Jacke ist mein Featherweight-Cardigan (s. oben - Kaufanleitung auf Ravelry, Du kannst aber auch das Buch "Knitbot Essentials" von Hannah Fettig * >> erwerben, da ist die Anleitung auch drin - aber halt auf Englisch.
2. Pullover mit Armkugel, Ärmel von oben eingestrickt
Hab ich noch nicht so oft gemacht, weil ich die Fummelei mit dem provisorischen Anschlag nicht so wirklich mag: Bei dieser Methode startest Du mit einem provisorischen Anschlag und strickst zunächst das Rückenteil herunter, bis unter die Armausschnitte.
Dann nimmst Du die Maschen wieder auf und strickst die beiden Vorderteile herunter, bis die Zunahmen für den Halsausschnitt fertig sind. Dann werden beide Seiten zusammen gestrickt und nach den Armausschnitten schließt Du das ganze zur Runde und strickst den Körper bis zum unteren Bündchen.
Anschliessend werden aus dem Rand der Armausschnitte Maschen aufgenommen und die Armkugel geformt, meist mit verkürzten Reihen.
Die Ärmel so direkt einstricken kann man natürlich auch bei einem Pullover, der von unten gestrickt wurde - habe ich z.B. bei meiner Version der Temptest-Strickjacke (kostenlose englische Anleitung auf Knitty.com) >> gemacht.
Eine schöne Anleitung für die Armkugel-Kosntruktion findest Du im oben schon erwähnten Buch Custom Knits * >> oder auch in Ann Budds (englischem) Standardwerk "The Handy Book of Top-Down-Seaters" * >>
3. Pullover mit Rundpasse (a.k.a. Round Yoke)
Bei Rundpasse-Pullovern werden die Zunahmen nicht wie beim Raglan nur jeweils rechts und links der Ärmel gemacht, sondern in gleichmässigen Abständen kreisförmig über das gesamte Rund der angeschlagenen Maschen verteilt.
Diese Konstruktion habe ich erst einmal verwendet. Ich habe eher quadratische Schultern mit wenig Schräge und finde es immer schwierig, da eine gute Passform zu finden.
Die (englische) Anleitung, die ich für diesen Pullover verwendet habe, findest Du kostenlos hier auf Ravelry >>
Die Pullover, die im Moment so en vogue sind, die mit den farbigen Einstrickmustern an der Passe, sind in der Regel Rundpasse-Konstruktionen, oder auch die traditionellen isländischen Lopis. Allerdings werden die meist von unten gestrickt, nicht von oben.
4. Pullover mit Contiguous-Schulter
Das habe ich auch erst einmal ausprobiert (guckstu auch in diesem Blogpost >> ) und bin mit dem Ergebnis nicht so wirklich zufrieden.
Wahrscheinlich habe ich die Maße auch nicht ganz richtig genommen oder meine wenig Schrägen Schultern passen nicht so recht in diese Konstruktion.
Verwendet habe ich diese kostenlose deutsche Anleitung von Petra Kirchmer >>, aber es gibt noch mehr auf Ravelry: On the beach von Isabell Krämer zum Beispiel >>
Wer lieber aus einem deutschsprachigen Buch strickt, sollte mal einen Blick werfen in "Lieblingspullover stricken" von Vera Sanon * >>
5. Pullover mit Sattelschulter
Sattelschultern stehen noch auf meiner "Möchte ich noch ausprobieren"-Liste. Dabei wird zunächst ein Sattelstreifen in Schulterbreite gestrickt, aus dem dann Maschen für Vorder- und Rückenteil aufgenommen und heruntergestrickt werden.
So ganz genau weiß ich noch nicht, wie es funktioniert, weil ich es selbst noch nicht gemacht haben.
Sattelschulteranleitungen gibt es in den schon erwähnten Büchern von
Ann Budd "The Handy Book of Top-Down-Seaters" * >>
und in Wendy Bernards Buch Custom Knits * >>,
aber auch im deutschsprachigen Buch "Raffinierte Strickmode" von Jennifer Wood * >> gibt es mit "Brielle" >> ein Strickstück mit Sattelschulter-Konstruktion (Zumindest behauptet das Ravelry).
Und in Frau Zimmermanns "Knitting without tears" * >> gibt es den "Seamless Hybrid Sweater", der eine Sattelschulter hat - allerdings bin ich mir nicht sicher, ob der von oben oder unten gestrickt wird.
6. Weitere Top-Down-Konstruktionen
Es gibt sicher noch mehr, oder? Ich habe nur schon einmal von der Ziggurat-Methode von der Designerin Asa Tricosa gehört, z.B. in diesem Pullover >>
Habe ich aber selbst noch nicht gestrickt (steht auch auf der Liste!) und kann nichts dazu sagen.
Aber Du vielleicht?
Hast Du schon Pullover nahtlos und von oben gestrickt?
Wenn ja, nach welcher Methode?
Warst Du zufrieden?
Schreib es mir doch einfach in die Kommentare!
* = Affiliate-Link, führt zu Amazon.de
Nach Art des Ziggurat ist z.B. die "Monday in Blue"-Jacke von Christina Köber-Reith gestrickt. Die ersten Reihen (um die Kurven) sind etwa friemelig, danach geht es prima.
AntwortenLöschenBei den später eingestrickten Ärmeln (auch bei überschnittenen Schultern und gerade eingesetzten Ärmeln) mache ich keinen provisorischen Anschlag sondern nehme die Maschen aus dem Rückenteil heraus neu auf. Das gibt eine schöne Schulternaht (Stabilität!), viel sauberer als wenn ich Teile zusammennähe.
Ich stricke auch fast nur Pullover und Jacken von oben nach unten, vor allem weil ich das zwischendurch Anprobieren so praktisch finde.
LG aus der Eifel
Ingrid
Ah, interessant! Von Kristina Körber-Reith habe ich eine Strickjacke gestrickt, die war aber mit eingestrickten Ärmeln. Und ja, ich mache meist auch einen ganz normalen Anschlag und fasse Maschen auf. Ich würde aber lügen, wenn ich behauptete, das sei wegen der Stabilität - ich finde den provisorischen Anschlag einfach zu fummelig, da fasse ich lieber Maschen auf. Da ist die Stabilität einfach ein added benefit.
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