Un
Fertiges
Objekt
Das ist eine gängige Bezeichnung für Strickstücke, die irgendwann mal voller Euphorie begonnen wurden, aber jetzt seit *murmel* einiger Zeit in den Tiefen des Strickschranks (oder der Stricktasche oder wo auch immer Du das Ding aufhebst) vor sich hindümpelt). Andere Projekte waren gerade "sexier" und spannender, also wurde Dein armes UFO vergessen und verdammt.
Hin und wieder stolpere ich dann darüber und denke mit schlechtem Gewissen "Ach ja, das wollte ich ja auch noch fertigmachen". Und dann stopfe ich es ganz nach hinten auf das unterste Regalbrett meines Strickschrankes.
Gerade zu Jahresanfang nehmen sich aber viele Strickerinnen vor, diesem Zustand ein Ende zu bereiten: Die Zahl der Ufos soll zumindest reduziert werden, wenn nicht auf 0 gebracht werden.
Ich bin da keine Ausnahme, auch wenn ich nicht sooooo viele UFOs habe. Dazu möchte ich jetzt erstmal definieren, was für mich überhaupt ein UFO ist, im Unterschied zu "WIP" (Work In Progress): Ein UFO ist ein Projekt, an dem ich seit mehr als drei Monaten nicht weitergearbeitet habe, obwohl ich eigentlich gekonnt hätte. Wenn ich mir also das Garn ausgegangen ist und ich erst auf die Nachlieferung warte, zählt diese Wartezeit nicht zur UFO-isierung dazu.
However, wie auch immer Du ein UFO definierst: Wenn Du auf dieser Seite gelandet bist und bis hierher gelesen hast, denke ich mal, dass Dir daran gelegen ist, Deine UFOs zu reduzieren. Und genau darum soll es jetzt gehen.
Ich habe aber gemerkt, dass sich diese Tipps durchaus auch auf andere Projekte übertragen lassen und nicht nur auf Strickprojekte.
Schreib mir doch mal in die Kommentare, welches Deine aktuellen Projekte sind:
Du möchtest Deinen Stapel ungelesener Bücher reduzieren?
Du möchtest endlich Deinen Kleiderschrank ausmisten?
Du möchtest endlich anfangen, Rezepte aus dem Kochbuch zu kochen, das Du zu Weihnachten bekommen hast?
Ich glaube, die Tipps müssten auch bei der Realisierung dieser Projekte helfen!
1. Willst Du das Projekt wirklich noch beenden? Wenn nein: Ribbeln!
Du hast irgendwann mal diesen tollen Pullover angeschlagen, der jetzt ein UFO ist.
- Aber kannst Du Dir wirklich vorstellen, ihn auch zu tragen?
- Gefällt er Dir immer noch? Steht Dir die Farbe wirklich?
- Magst Du den Stoff, den Du mit dem Garn bekommst?
- Hast Du Kleidungsstücke, die Du kombinieren kannst?
- Wenn es Dir nicht mir gefällt: Gibt es jemanden, der sich darüber freuen würde und das Stück tragen wird?
- Macht Dir das Stricken Spaß?
Wenn nicht: Beerdige das Projekt! Ribbel das UFO oder verschenke es an jemanden, dem es gefällt.
Warum solltest Du an etwas weiterarbeiten, an dem Du keinen Spass hast?
Also, im Zweifel: Nadel raus und geribbelt! Das schöne am Stricken und Häkeln ist ja, dass man das geribbelte Garn wieder verwenden kann für ein Projekt, das Dir Spaß macht.
Der erste Schritt ist also die Entscheidung, ob das Projekt wirklich noch Deins ist oder nicht - wenn nein, wird es eben beendet.
2. Wenn Du das Projekt beenden willst: Warum?
Ok, Du hast Dich entscheiden, Dein UFO zu einem FO, einem Finished Object zu machen. Überlege Dir mal: Warum genau willst Du das?
- Willst Du das fertige Stück tragen resp. sehen, wie jemand anderes es trägt und sich darüber freut?
- Oder lernst Du dabei eine neue Technik, die Dich interessiert?
- Strickst Du eine bestimmte Technik oder eine bestimmte Anleitung einfach gerne?
- Zöpfe oder Lace oder Colourwork?
- Oder haben alle anderen in Deiner Strickgruppe schon ein FO von dieser Anleitung und Du willst Deines endlich auch mal beim nächsten Stricktreffen ausführen?
Ich stelle mir das immer genau vor: Ich hatte z.B. ein sehr groooooosses Tuch in Arbeit, das zu einem runden Geburtstag verschenkt werden sollte. Ich habe mir genau vorgestellt, wie ich das Dings überreiche und wie sich die Beschenkte freuen wird. Das hat schon immer einen kleinen Motivationsschub gegeben.
3. Schaffe Verbindlichkeit und verkünde Dein Ziel öffentlich
Dazu sind die diversen UFO-KALS (= Knit-Alongs) sehr hilfreich finde ich: Frau Jetztkochtsieauchnoch hatte Anfang 2018 z.B. den "MachdasUfoFertig-KAL" >> ausgerufen.
Da habe ich öffentlich hier im Blog kundgetan, dass ich mit meiner Neverending-Strickjacke teilnehmen >> wollte.
Damit war es raus und die Strickcommunity hätte nachgefragt, wenn sie dann so gar nix mehr gehört hätte von dieser Strickjacke. Um nicht zugeben zu müssen, dass ich immer noch nicht weiter bin, hab ich halt die Nadeln geschwungen - und wer hätte das gedacht: Wenn man dran arbeitet, kommt man durchaus voran.. ;-)
Bei Ravelry gibt es diverse Gruppen, die Support und Cheerleading für UFO-Beender anbieten z.B. "Go WIP GO" >> oder auch "Stricken statt Klicken" >> (bei letzterer geht es vor allem darum, aus dem Stash zu stricken und nicht endlos neue Wolle zu kaufen).
4. Setze Dir ein messbares Ziel mit fixem Enddatum
Knit-Alongs haben in der Regel einen fixen Start- und Endzeitpunkt, und genau das brauchst Du, um voran zu kommen. Manchmal ergibt sich die Deadline aus dem Projekt, wenn Du z.B. ein Geburtstags- oder Weihnachtsgeschenk >> strickst.
Auch ein Knitalong setzt einen Endtermin, aber Du kannst Deine Deadline natürlich selbst bestimmen. Für mich funktionieren 4 Wochen / 1 Monat ganz gut, längere Zeiträume verleiten mich zum Aufschieben.
Mein aktuelles Ufo, den Raglano von Nicola Susen >>, möchte ich z.B. im Laufe des Februar fertigstellen. Das ist zwar ambitioniert, aber nicht völlig utopisch.
5. Drösel Dein Ziel in möglichst kleine Teilziele auf und arbeite regelmäßig dran, möglichst täglich.
Im sehr empfehlenswerten Buch "Mini Habits" * >> (gibt's jetzt auch auf Deutsch, heißt "Viel besser als Gute Vorsätze" von Stephen Guise * >>) empfiehlt der Autor, aus Deinem Ziel so kleine Minischritte abzuleiten, dass es völlig easy und machbar ist, diesen Minischritt wirklich jeden Tag zu machen.
Für ein Strick-Ufo könnte das z.B. sein, jeden Tag mindestens 1 Reihe zu stricken.
Oder, wenn Du sehr laaaaaange Reihen oder Runden hast, vielleicht auch nur 3 Minuten oder 1.
Meistens macht man dann doch mehr, wenn man schon mal dabei ist. Wichtig ist aber, dass das Mini-Ziel wirklich ausreicht und Du Dich nicht verpflichtet fühlst, mehr machen zu müssen!
1 Reihe gestrickt = Tagesziel erreicht = Motivationsschub - so die Idee, die für mich sehr gut funktioniert.
6. Messe Deinen Fortschritt und dokumentiere ihn!
Ich bin ein großer Freund von dem, was ich "Motivations-Sicherheitsnadel" nenne: Ich hänge einen Progress-Keeper oder Maschenmarkierer * >> oder eben eine einfache Sicherheitsnadel in mein Strickstück, bevor ich losstricke.
Gerade bei großen Projekten, bei denen eine Reihe schon mal 1 Stunde oder länger dauern kann, sieht man mit bloßem Auge wenig Fortschritt, mit Maschenmarkierer aber schon!
Bei Ravelry kann man dann ja auch den "Fortschrittsbalken" weiter nach vorne schieben - yeah! Finde ich motivierend!
Ähnliches gibt es auch bei Goodreads, wo man seinen Lesefortschritt im Buch markieren kann. Geht natürlich auch völlig analog, einfach regelmäßig die Seitenzahl aufschreiben.
7. Feiere Deine Erfolge und mach auch die öffentlich!
Ich habe es tatsächlich geschafft, meine Neverending-Strickjacke im Rahmen es KALs zu beenden und war stolz wie Bolle! Das hab ich der Welt natürlich kundgetan: Das Projekt wurde "ge-shared" in diversen Social Media Kanälen und bei Ravelry.
Dafür habe ich dann Lob eingesammelt, aber es war auch total motivierend. Kaum habe ich das eine Langzeitufo zu einem FO gemacht, habe ich schon das nächste herausgezogen, der oben erwähnte "Raglano".
Da war ich an einer ähnlichen Stelle wie bei der Neverending Strickjacke, kurz nach der Ärmelabteilung, und wie gesagt: Ziel ist, das Ding im Februar fertig zu bekommen, dann kann ich es in diesem Winter noch tragen.
Jetzt erzähl mal:
Hast Du UFOs? Entweder beim Stricken oder sonstwo?
Was sind Deine Tipps, um sie zu beenden?
Welches sind Deine "Support-Groups"?
Schreib es mir doch bitte in die Kommentare!
* = Affiliate-Link, führt zu Amazon.de
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