Mittwoch, 24. Februar 2021

Rezension: Das Verschwinden der Stephanie Mailer von Joel Dicker

 Obwohl mir die Baltimores und Harry Querbert außerordentlich gut gefallen haben, war ich beim dritten und neuesten Buch von Herrn Dicker etwas zögerlich - die Bewertungen beim großen A und bei diversen anderen Bewertungsportalen waren doch sehr gemischt und zwar auch von Leuten, die von sich sagten, dass ihnen die ersten beiden Bücher sehr gefallen hätten. Na, ich hab's trotzdem "gewagt", hätte das Hörbuch ja zurückgeben können, sollte es mir nicht gefallen... Aber das war definitiv nicht notwendig - ich fand es super, vielleicht sogar besser als die Baltimores - naja, nicht sehr viel...


Bibliographische Daten:


Das Verschwinden der Stephanie Mailer von Joel Dicker * >>

Spieldauer: 19 Stunden und 52 Minuten
Sprecher: Torben Kessler
HörbucHHamburg HHV GmbH,
ungekürzte Ausgabe
ASIN B07Q25C31C


Klappentext:


Es ist der 30. Juli 1994 in Orphea, ein warmer Sommerabend an der amerikanischen Ostküste: An diesem Tag wird der Badeort durch ein schreckliches Verbrechen erschüttert, denn in einem Mehrfachmord sterben der Bürgermeister und seine Familie sowie eine zufällige Passantin. Zwei jungen Polizisten, Jesse Rosenberg und Derek Scott, werden die Ermittlungen übertragen, und sie gehen ihrer Arbeit mit größter Sorgfalt nach, bis ein Schuldiger gefunden ist. Doch zwanzig Jahre später behauptet die Journalistin Stephanie Mailer, dass Rosenberg und Scott sich geirrt haben. Kurz darauf verschwindet die junge Frau.


Über Joel Dicker:


Joël Dicker (* 16. Juni 1985 in Genf) ist ein frankophoner Schweizer Schriftsteller. Joël Dicker ist der Sohn einer Buchhändlerin und eines Französischlehrers, er ist sowohl französischer als auch russischer Abstammung. Er wurde 2013 mit dem Roman La Vérité sur l’Affaire Harry Quebert (Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert) bekannt, für den er mehrere Literaturpreise erhielt. Die Novelle Le Tigre war 2005 Dickers literarisches Debüt. 2012 erhielt er für seinen 2010 veröffentlichten ersten Roman Les derniers jours de nos pères (Die letzten Tage unserer Väter) die «Besondere Erwähnung» beim Prix littéraire de l’armée de Terre – Erwan Bergot. 2012 erschien sein zweiter Roman, La Vérité sur l’Affaire Harry Quebert (Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert). Dieses Werk wurde, neben Nominierungen für weitere Literaturpreise, unter anderem mit dem Prix Goncourt des lycéens, dem Grand Prix du Roman und dem Prix littéraire de la Vocation ausgezeichnet. 2015 war Dicker für den SwissAward nominiert. 2016 erschien sein Roman Le Livre des Baltimore (Die Geschichte der Baltimores); 2018 folgte La Disparition de Stephanie Mailer (Das Verschwinden der Stephanie Mailer).


Über den Sprecher, Torben Kessler:


Torben Kessler, geboren 1975, studierte Schauspiel, Gesang und Tanz an der Folkwang Hochschule Essen. Es folgten Engagements in Düsseldorf, Freiburg, Leipzig, Frankfurt und Hannover. Neben der Bühne ist er auch im Fernsehen und Kino zu sehen, unter anderem spielte er in TV-Serien wie »Tatort«, »SOKO Leipzig« und »Polizeiruf 110« sowie im Kinofilm »Der Baader Meinhof Komplex«. Als Hörbuchsprecher konnte sich Torben Kessler mit Lesungen von Joël Dickers Romanen sowie mit Dave Eggers' »Der Circle« und Hanya Yanagiharas »Ein wenig Leben« einen Namen machen.


Und, wie hat es mir gefallen?


Super! Joel Dicker ist echt meine Autoren-Entdeckung vom Winter 2020/21! Auch dieses Buch, das ich jetzt als klassischen Kriminalroman bezeichnen würde, hat mir sehr, sehr gut gefallen! Ich liebe Dickers Art, die Geschichte nicht linear zu erzählen, sondern permanent zwischen den Zeitebenen zu springen. 

Bei diesem Buch kam hinzu, dass die Geschichte auch noch von den unterschiedlichen Protagonisten erzählt wird, jeweils in der Ich-Perspektive. Ich kann nachvollziehen, dass das verwirrend sein kann - mir war aber immer klar, wer gerade erzählt, auch wenn Torben Kessler NICHT versucht, jedem Protagonisten eine eigene Stimmfärbung zu verleihen. War für mich auch nicht notwendig, aber es wäre vielleicht keine schlechte Idee gewesen, zu mindestens für die weiblichen Figuren auch eine weibliche Sprecherin zu wählen.

Aber wie gesagt: Mich hat es nicht gestört! Und was viele Rezensenten bemängeln, dass es sehr, sehr viele Protagonisten gibt, von denen nicht alle etwas mit dem Kriminalfall zu tun haben - das fand ich gerade gut! Ich habe bis zum Schluss gerätselt, wer jetzt wie verwickelt ist - ok, ich gebe zu, so in den letzten 1-2 Stunden hatte ich einen starken Verdacht, der sich dann auch bestätigt hat.

Neben dem historischen Fall gibt es natürlich das Verschwinden von Stefanie Mailer zu klären, auch wenn sich ziemlich bald herausstellt, dass das zusammenhängt. Außerdem ist ziemlich lange nicht klar, was genau mit Jesses Verlobter passiert ist. Und ja, die Geschichte von Jesses Großeltern war für den Fortgang der Geschichte nicht zwingend notwendig, aber ich fand sie ganz charmant.

Auch wenn der Schriftsteller Marcus Goldberg dieses Mal nicht vorkommt, so dreht sich viel in der Geschichte um Literatur und Theater - es gibt den Redakteur einer Literaturzeitung, einen Literaturkritiker, mehrere Journalisten mit Buch-Ambititionen und sogar einen ehemaligen Polizeichef, der gerne Theaterstücke schreiben würde.

Die Figur des Ex-Polizeichefs mochte ich dann auch am wenigsten, der war mir dann doch etwas zu überkanditelt - wobei sich das gegen Ende auch wieder legt...

Torben Kessler liest wieder ganz hervorragend, was umso bemerkenswerter ist, als er es geschafft hat, dass ich in der Vielzahl der Protagonisten nicht den Überblick verloren habe.

Das Einzige, was ich an allen Dicker-Büchern zu bemängeln hätte: Wer bitte hat sich diese grottigen Cover ausgedacht??? Ich habe die Bücher natürlich schon länger in Buchhandlungen liegen sehen, aber die Cover waren so wenig ansprechend, dass ich ohne Booktube-Empfehlungen NIEMALS dazu gegriffen hätte! Dabei hätte ich jetzt eigentlich gesagt, dass Cover für mich nicht wichtig sind, weil ich ja meist digital lese oder höre- aber scheinbar beeinflußt mich das dann doch mehr, als ich bisher dachte. Das Cover von "Stephanie Mailer" fand ich bisher sogar am allerhässlichsten...

Mein Fazit: Wieder ein tolles Buch von Joel Dicker, das für mich definitiv NICHT schlechter ist als die ersten beiden Titel - vielleicht hat es mir sogar am besten gefallen! Ich vergebe 5 von 5 Sternen und freue mich schon auf das nächste Buch! Das ist nämlich auf Französisch schon in 2020 erschienen * >>
und spielt dieses Mal in Joel Dickers Heimat, in der Schweiz...


So, jetzt Du:
Kennst Du auch solche Bücher, die Du ohne Empfehlung nie gelesen hättest?
Schreib es mir doch bitte in die Kommentare!


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