Dienstag, 15. September 2020

Rezension: Projekt Green Zero von Dirk Gratzel

Der Ebook-Download wurde mir vom Verlag kostenlos zur Rezension zur Verfügung gestellt, vielen Dank dafür!


Bibliografische Daten:

Ludwig Verlag, 256 Seiten
ISBN-10 : 3453281292


Klappentext:


Ist es möglich, den eigenen ökologischen Fußabdruck auf ein Minimum zu reduzieren und sogar die bisher angehäuften Klimaschulden wieder auszugleichen? Dirk Gratzel tritt den Beweis an: Er hat fest vor, künftigen Generationen keine ökologischen Schulden zu hinterlassen.
Umweltwissenschaftler der TU Berlin haben für Gratzel die Ökobilanz seines bisherigen Lebens errechnet. Das Ergebnis: Er muss seine gesamte Lebensweise auf den Kopf stellen, um seinen Ressourcenverbrauch und die Belastung der Ökosysteme zu reduzieren: Duschen? Nur noch 45 Sekunden. Neue Kleidung? Fehlanzeige. Fliegen? Nie wieder.
Doch dabei bleibt es nicht: Gratzel möchte alle bisher verursachten Schäden wiedergutmachen und die »Grüne Null« erreichen. Dafür ergreift er erstaunliche Maßnahmen … Ein leidenschaftlicher, inspirierender Selbstversuch!


Über Dirk Gratzel:


Dirk Christian Gratzel (* 23. Februar 1968 in Essen) ist ein deutscher Unternehmer, Rechtsanwalt, Journalist, Autor und Umweltaktivist. Im Zuge seines Projektes „GREENZERO“ arbeitet Gratzel mit Nachhaltigkeitsforschern der TU Berlin, mit Biologen, Ökologen und Forstingenieuren an Methoden, wie Lebenszyklusanalysen ohne großen Aufwand auf Individuen angewendet werden und wie (negative) Lebensökobilanzen von Menschen in Zukunft ausgeglichen werden können.


Und, wie hat es mir gefallen?


Hat mich wirklich beeindruckt. Gratzel ist, als er mit seinem Projekt startet, nicht undbedingt jemand, der "Ökothemen" sehr aufgeschlossen gegenüber steht. Er fährt einen dicken SUV einer britischen Nobelmarke, fliegt gern auch weit weg in Urlaub und ist auch sonst viel in der Luft.

Irgendwann beschliesst er dann aber, dass er diese "Umweltsauereien" nicht mehr weiter mitmachen will und fängt an, sein Leben ziemlich umzustellen. Er erklärt dabei sehr einleuchtend, dass es nicht das eine, grosse "Erweckungserlebnis" gegeben habe, sondern dass der Entschluss langsam gereift ist.

Als er sich dann entschlossen hat, ist er aber beeindruckend konsequent: Der geliebte Jaguar wird zu Gunsten von Elektro-Hybrid verkauft, Dienstreisen werden jetzt mit der Bahn unternommen. Das hält er durch, auch wenn er wirklich schlechtes Bahn-Karma zu haben scheint: In seinem ersten Jahr Bahnfahren ist er genau einmal pünktlich, am Tag vor Heiligabend.... Ich muss sagen, dass ich diese Erfahrung nicht teile - ich bin vor Corona auch ziemlich viel dienstlich mit der Bahnun unterwegs gewesen, und ich war meistens pünktlich. Allerdings muss ich zugeben, dass ich von Karlsruhe gestartet bin und dann auch meist zu größeren, gut angebundenen Städten wie Köln oder Frankfurt gefahren, auch mal nach Paris per TGV. Er muss aber erstmal von seinem Wohnort bei Aachen an die großen Knotenpunkte herankommen - per Regionalbahn, und die ist besonders schlecht angebunden.

Auch seine Ernährung stellt er konsequent um: Nur noch regional, saisonal, möglichst bio. Tierische Produkte, also Fleisch, Milch und Eier, gibt es nur noch, wenn er sie selber erlegt hat (er ist Jäger) oder die Eier von den eigenen Hühnern verwenden kann. Im Restaurant fragt er konsequent nach einem vegetarischen Gericht und sein noch nie enttäuscht worden.

Das ganze Projekt bekommt einen wissenschaftlichen Überbau, denn es geht ihm nicht nur um seine Co2-Bilanz, sondern er will alle Aspekte seines Einflusses auf die Umwelt berücksichtigt wissen. Also lässt er sich von Wissenschaftlern der TU Berlin beraten und berücksichtigt auch die von ihm verursachte Versauerung des Bodens, dessen Überdüngung (Euthrophierung) oder auch seinen Wasserverbrauch respektive den Verbrauch für die Dinge, die er konsumiert. Diese Herangehensweise kannst Du unter greenzero hier >> nachlesen.

Die wissenschaftlichen Infos und weitere Hintergrunddaten zu verschiedenen ökologischen Themen (Was genau ist eine Streuobstwiese, warum ist die so wertvoll? Wie stark tragen tierische Produkte zur Versauerung bei?) sind im eigentlichen Erfahrungsbericht immer wieder eingeschoben, Du kannst also tiefer eintauchen, wenn Du willst. Ich muss aber zugeben, dass es mir vor allem um den Erfahrungsbericht ging, also hab ich die meistens übersprungen.

Schliesslich möchte er auch noch Wiedergutmachung leisten, und zwar nicht einfach durch eine "Ablasszahlung" eines Co2-Ausgleichs an irgendeine Organisation, sondern konkret und möglich vor Ort. Er kauft schliesslich eine Industriebrache am Niederrhein, eine ehemaliges Bergwerk, das jetzt renaturiert wird und zu einem wertvollen Biotop umgestaltet werden soll.

Ich fand Gratzels Bericht sehr inspirierend und beeindruckend. Ja, er gibt zu, dass definitiv nicht jeder es sich leisten kann, eine Industriebrache zum Ausgleich zu kaufen. Und er sagt auch immer wieder, dass es viele Menschen gibt, die bereits lange viel weniger ökologischen Schaden angerichtet haben als er. Aber es geht ihm eben um sein eigenes ökologisches Gewissen, und wenn er auf dem Weg andere inspirieren kann und sie ihre Unternehmenspolitik oder ihr persönliches Leben ändern, dann ist das gut, aber nicht hauptsächliches Ziel der Aktion. 

Er antworte, wenn er nach seinem Projekt gefragt werde, versuche aber nicht, zu missonieren. Seine Frau und seine erwachsenen Kinder mussten nicht mitmachen, sind aber sehr interessiert und unterstützen ihn in seinem Tun.

Insgesamt ein sehr inspirierendes Buch, dass ich Dir sehr empfehlen kann!

So, jetzt Du:
Welche "Ökobücher" hast Du schon gelesen und kannst sie mir empfehlen?
Schreib es mir doch bitte in die Kommentare!



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1 Kommentar:

  1. Ich finde es ja wirklich interessant, was Menschen tun und erdenken, um die Umwelt weniger zu schädigen. Wenn ich allerdings lese "und dann kaufte er sich einen Hybrid", ist es aus. Die Herstellung der Akkus für E-Autos, auch für Hybriden, ist eine riesige Umweltsauerei, wir bekommen es nur nicht so mit, weil sich die Schweinerei in weit entfernten Ländern abspielt. So bekommen solche "Ökobücher" dann für mich immer einen schalen Nachgeschmack. Mir fällt auch immer wieder auf, wie viele Menschen einfach etwas unterlassen - fliegen z. B. oder auf bestimmte Produkte verzichten - was natürlich gut ist, aber wie wenige etwas aktiv tun, wie z. B. den eigenen Garten insektenfreundlicher zu gestalten oder ein paar mehr Pflanzen auf den Balkon zu stellen oder Initiativen zum "Urban Gardening" zu unterstützen. Oder vielleicht schreiben die, die das tun, einfach nicht so oft Bücher drüber, kann auch sein. ;-)

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