Zum Thema selbstgestrickte und gehäkelte Spültücher habe ich hier >>, hier >> und hier >> und hier >> schon mal etwas geschrieben. In Zeiten von "erhöhtem Umweltbewußtsein", wo immer mehr Leute weniger Plastik verwenden wollen, ist das ein Thema, das durchaus interessanter wird. Auch für mich, denn ich habe meine selbstfabrizierten Lappen (die übrigens auch als Waschlappen funktionieren) mehr und mehr schätzen gelernt. Also dachte ich, ich teile meine bisherigen Erkenntnisse mal mit Dir.
Saugfähiges, nicht zu dickes, heiß waschbares Garn ist sehr wichtig
Wenn so ein Lappen anständig "funktionieren" soll, also schmutzige Oberflächen feucht abwischen z.B., ist es wichtig, dass das Garn, das Du verwendest, auch ordentlich Wasser aufsaugen kann - und ggf. eben auch den verschütteten Saft oder Kaffee.
Ich verwende meist Baumwolle, weil man die zur not auch mal in die Kochwäsche geben kann, aber zumindest bei 60 Grad waschen kann, ohne das sie signifikant einläuft oder verfilzt. Baumwolle ist aber oft "mercerisiert", das heisst >>
Mercerisieren ist ein Verfahren, das auf Zellulosefasern – in der Regel Baumwolle (oder baumwollummantelte Fäden mit Polyesterkern), aber auch Hanf und Leinen – angewendet wird, um den Glanz zu erhöhen. Es wird nach dem Weben (bei Stoffen) oder Spinnen (bei Garnen oder Fäden) durchgeführt. Doch schon früh stellte man fest, dass das Verfahren auch einen sekundären Nutzen hat: Die mercerisierten Fasern können mehr Wasser und damit auch mehr Farbstoff aufnehmen, wodurch die Farbe des gefärbten Stoffes heller und intensiver wird. Der Unterschied ist dramatisch: Die Mercerisierung erhöht die Absorption von Farbstoffen um bis zu 25 %.
Mercerisiertes Garn glänzt also schön, aber weil die Fasern schon so "gesättigt" mit der Farbe sind, können sie nicht noch zusätzlich soviel Wasser aufsaugen. Für Spültücher ist also unmercerisiertes Garn >> wie z.B. sowas *>> oder sowas *>> meiner Ansicht nach besser geeignet.
Das klassische "Schulgarn"* >> ist dabei nach meinem Geschmack mit einer Lauflänge von ca. 90 Metern auf 50 Gramm aber ziemlich dick. Damit bist Du zwar schneller fertig, der entstehende Lappen ist aber recht dick und trocknet eher langsam. Möchtest Du Schulgarn verwenden, nimm auf alle Fälle eine Häkelnadel, die dick genug ist - mindest 5 mm Stärke * >>, ich habe eher 6 mm verwendet. Das Gleiche gilt natürlich für Stricknadeln - für das "dicke" Garn also 5- 6 mm Stricknadeln.
Lieber ist mir aber dünneres Garn mit ca. 120-160 Meter Lauflänge auf 50 Gramm, das trocknet einfach besser. Da reicht bei mir eine 3-4 mm dicke Nadel, sowohl beim Häkeln als auch beim Stricken.
Häkeln oder Stricken - was ist besser?
Der Stoff ist beim Häkeln dicker als beim Stricken mit der gleichen Nadelstärke, weil beim Häkeln häufig der Faden mehrfach durch eine Schlaufe gezogen wird, beim Stricken meist nur eine Schlaufe pro Masche.
Wenn Du aber im Moment weder Häkeln noch Stricken kannst, ist Häkeln vielleicht etwas einfacher zu erlernen, weil es vielen leichter fällt, mit dem kleinen Haken am Ende der Häkelnadel den Faden durch die Schlingen zu ziehen.
Stricknadeln haben keinen Haken, bis Du da den Faden fehlerfrei durch die Masche bekommst, braucht es etwas mehr Übung.
Außerdem sind die fertigen Lappen durch den dickeren Stoff etwas robuster und halten vielleicht länger. Auch die "knubbelige" Oberfläche von gehäkelten Lappen sind ganz geschickt, wenn Du ordentlich rubbeln must - z.B. eingebrannte Stellen aus Töpfen schrubben.
Knubbelige Oberflächen mit "Rubbelpotential" sind auch für gestrickte Lappen gut, weshalb die Kombination von rechten und linken Maschen sich bewährt hat - also z.B. kraus rechts gestrickte Lappen oder solche mit Rechts-Links-Mustern wie das "Waffelmuster" >>
Allerdings trocknen die gestrickten Lappen meiner Erfahrung nach besser , wenn der Lappen zu dick ist und nicht richtig trocknet, kann es schon mal muffig müffeln.
Wie wäscht man Spüllappen?
Wenn Du ein reines Baumwoll- oder Leinengarn verwendet hast, kannst Du die Lappen problemlos bei 60 Grad waschen, sogar bei 90 Grad, wenn sie arg dreckig sein sollten. Dann kann es zwar sein, dass die Farbe verblasst oder mit der Zeit ganz rausgeht, aber das ist bei Spüllappen ja nicht so arg dramatisch.
Ich wasche meine Lappen ganz normal mit meinen Handtüchern und Trockentüchern. Außerdem habe ich die Erfahrung gemacht, dass manche Garne etwas brauchen, bis sie ihre volle Saugkraft entwickeln - vermutlich, weil erst noch irgendwelche Spinnhilfsmittel rausgewaschen werden müssen. Nach 1-2 mal Waschen funzt es dann aber.
Ein bissle "Polytierchen" ist übrigens der Reinigungswirkung nicht unbedingt abträglich, aber das Ziel, weniger Mikroplastik zu produzieren, erreichst Du dann natürlich nicht.
Welches sind meine liebsten Spültuch-Anleitungen?
Gestrickte Spültücher
1. Waffelmuster von Drops Design >>
Habe ich schon mehrfach gestrickt - z.B. den hier >> In den Vertiefungen der "Waffel" bleiben Krümel und sowas gut hängen, außerdem saugen sie gut.
2. The Squidge Cloth (kostenlose englische Anleitung) >>
Auch ausprobiert >> und für gut befunden, auch hier ergibt sich eine "Rubbelstruktur", in der Krümel gut hängen bleiben, sie saugen gut und sind trotzdem nicht zu dick.
3.Diagonal Dishcloth (kostenlose englische Anleitung) >>
Den habe ich vor allem nachgestrickt >> , weil ich ihn so hübsch fand. Es hat sich aber herausgestellt, dass die Löcher in der Mitte nicht nur hübsch sind, sondern auch eine Funktion haben - auch hier bleiben Krümel prima hängen. Trotzdem ist der Stoff schön dünn und trocknet entsprechend schnell.
Gehäkelte Spültücher
1. Gehäkeltes Waffelmuster >>
Auch hier mochte ich das Muster so gern - erinnert wirklich an so eine dicke, belgische Waffel- da bekomme ich direkt Lust auf eine! In meiner Version >> habe ich dann - zumindest in der blauen Version - leider eine zu dünne Nadel verwendet, weshalb der fertige Lappen sehr dicht und schwer ist und sich eher als Topfuntersetzer oder Topflappen eignet denn als Spültuch. Ich habe aber auch noch eine Version aus dünnerem Garn, die funktioniert sehr gut und hat ähnliche Vorteile wie die gestrickte Version.
2. Oh so soft baby washcloth (kostenlose englische Anleitung) >>
Ich habe einfach mal geguckt, welches die beliebteste gehäkelte Spültuch-Anleitung auf Ravelry ist - und da kam dieses Tüchlein auf Platz 1. Ich gebe zu - ich war etwas skeptisch, aber meine Version >> aus einem dünneren Leinen-Baumwollgarn gefällt mir sehr gut. Das Muster sieht hübsch aus, hat ein bissle was von Muschelmuster, ist aber nicht so dicht wie "normale" feste Maschen und hat gutes "Rubbelpotential".
3. Dänische Spültücher (kostenlose deutsche Anleitung mit Video) >>
Diese Anleitung habe ich bisher noch nicht selbst nachgehäkelt, will das aber noch tun. Hier werden feste Maschen gehäkelt, allerdings abwechselnd ins vordere und hintere Maschenglied, so dass eine "rubbeligere" Reliefstruktur entsteht, die sich für "härtere" Jobs wie Töpfe scheuern gut eignet.
I agree completely with your wash cloth assessment. Enjoyed reading it.
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