Freitag, 14. Juni 2019

Fäden vernähen, Fäden verweben, Fäden verwahren, Fäden verstechen: Der letzte Schliff für Dein Strick- oder Häkelwerk

Ich kenne keine Strickerin und auch keine Häklerin, die diesen letzten Schritt beim Stricken oder Häkeln mag: Das leidige Fäden vernähen!


Was ist das denn eigentlich, Fäden vernähen?


Wenn Du (noch) nicht (so lange) strickst oder häkelst, weißt Du jetzt gar nicht, von was ich rede. Oder Du kommst aus einem deutschen Landstrich, in dem man diesen letzten Schritt beim Stricken oder Häkeln anders nennt?

Ich habe dazu vor Jahren mal eine Ravelry-Umfrage gemacht, dabei kam raus, dass es auch StrickerInnen gibt, die ihre Fäden "verwahren" (z.B. meine Schwägerin und meine Schwiegermutter hier im Badischen) oder auch "verstechen" (eine Strickfreundin aus der Nähe von Leipzig).


Nicht jede StrickerInn sagt "Fäden vernähen" 


Okay, was meine ich also? Jedes Strickstück wird aus einem Faden gemacht, und selbst, wenn Du nur 1 Knäul verwendest, z.B. bei Socken- am Ende und am Anfang bleibt ein Fadenrest hängen, den man in der Regel da nicht lassen möchte, sondern irgendwie "aufräumen" oder "verstecken".


Fäden vernähen - so mache ich das



Die Reste vom Fäden vernähen bei meinem letzten Strickwerk 

Nicht, dass ich da so der große Held wäre - ich bin wie die meisten mir bekannten Strickerinnen und vernähe nicht mehr als unbedingt notwendig!

Ich schnappe mir so eine stumpfe Stopfnadel aus Metall * >>, die Du oben auf dem Bild auch siehst. Es gibt auch spezielle "Vernähnadeln" * >> , bei denen die Spitze nach oben geht, aber mir hat sich ehrlich gesagt der Vorteil noch nicht erschlossen.

Falls Du sowas verwendest, erzähl doch mal:Was ist der Vorteil bei so einer nach oben gebogenen Nadel? Schreib es mir doch bitte in die Kommentare!


Ich fädele also meine Fadenenden in die Stopfnadel, und dann gehe ich auf der Rückseite des Gestricks (das ist ja in 80% der Fälle glatt links oder auch mal kraus rechts) durch die kleinen Wellen der linken Maschen, so wie das hier im Drops-Video >> erklärt ist.




Auf dem Lanade-Blog gibt es dazu auch einen seeehr ausführlichen Artikel >>, den ich sehr hilfreich finde. Und die Autorin, Nina, VERNÄHT GERNE FÄDEN! Unerhört, oder???

In ihrem Artikel erklärt sie auch kurz, wie sie die Fäden beim Häkeln vernäht. Da muss ich aber sagen, dass ich da in den meisten Fällen einfach in der Folgereihe drübergehäkelt und den Faden dabei versteckt habe. Nur bei ganz flutschigem Garn ziehe ich den Faden vielleicht im Anschluss nochmal in der Gegenrichtung durch.


Fäden einweben statt vernähen (wie beim 2farbigen Stricken)


Auch das habe ich schon gemacht: Statt zu warten, bis ich mein Strickstück komplett fertig habe, habe ich den End- und Anfangsfaden direkt verwoben, wie auch beim Stricken mit 2 Farben >> . D.h. ich bin abwechselnd mit der Nadel über- und unter den Restfaden gegangen, um mir meinen Arbeitsfaden zu holen.

Hier bei "Meine Fabelhafte Welt" ist das sehr schön erklärt >> und ein Video gibt es auch dazu.


Fäden mit Nähgarn sichern


Das musste ich zum Glück bisher noch nicht machen, habe es aber von einer Strickfreundin erzählt bekommen: Sie hat einmal ein sehr "flutschiges" Seidengarn verwendet, das auch bei sorgfältigstem Vernähen nicht da bleiben wollte, wo es vernäht war - die Enden haben sich immer wieder aus dem Strickstück herausgewunden.

In ihrer Not wusste sie sich nicht anders zu helfen, als jeden Faden mit dünnem Nähgarn auf der Rückseite festzunähen..... Ja, ich weiß. Schön ist anders. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass sie dieses Garn nie, nie wieder verwendet hat!


Fäden vernähen: Es geht auch ganz ohne - Teil 1: Mit doppeltem Faden stricken



Jetzt mal ehrlich: So viele Fäden vernähen ist doch unzumutbar, gell?! 

Wie gesagt, ich gehöre definitiv NICHT zu der seltenen Spezies, die GERNE Fäden vernäht, also vermeide ich es, wo immer es eben geht. Was mache ich also bei Projekten z.B. aus Resten >> , bei denen unvermeidlich viiiiele Anfangs und Endfäden aufzuräumen sind?

Ich stricke schlicht ein paar Maschen mit doppeltem Faden, also mit dem Restfaden, der zu Ende geht, und dem neuen Faden, mit dem ich weiterstricke, zusammen. Bei den Socken oben >> waren das immer so 10 Maschen auf der Beinrückseite resp. auf der Fußsohle.


Immer 10 Maschen wurden mit doppeltem Faden verstrickt 

Die Enden habe ich dann einfach abgeschnitten und gut ist. Ich finde nicht, dass man das sieht, und ich finde auch nicht, dass man die "Verdickung" an der Sohle spüren kann.

Diese Methode eignet sich natürlich eher NICHT für sehr dickes Garn, aber da ich oft mit Sockenwollstärke stricke, "versorge" ich meine Fäden nicht nur bei Resteprojekten auf diese Art.


Fäden vernähen: Es geht auch ganz ohne - Teil 2: Fransen und Zöpfle



Bei diesem Häkelschal wurden die Fäden als Fransen eingebaut 

Dieser "It's not a bug, it's a feature!" Approach ist ja genau meins. Wann immer irgendwie möglich, baue ich die Fäden einfach als "Designelement" mit ins Strickstück ein. Bei dem Häkelschal >> habe ich die Restfäden einfach zu Fransen erklärt - ok, da habe ich noch ein paar dazu gemacht.


Fäden nicht vernäht, sondern als Design-Element verwendet 

Auch der "Meister " Stephen West baut seine Restfäden öfter mal als Design-Feature ein - z.B. bei seiner Anleitung "Fringified" >> Und beim Marled Mania Shawl >> wird einfach eine Quaste aus Restfäden gemacht.


2 Möglichkeiten, wie Du möglichst wenige Fäden vernähen musst


1. Verwende Garne in großen Gebinden: Konen, dicke Stränge


Bobbel haben eine lange Lauflänge - weniger Fäden zu vernähen! 


Wenn es Dir so geht wie den meisten, wirst Du immer versuchen, möglichst wenig Fäden zu vernähen zu haben. Wenn Du nicht mit mehreren Farben strickst, musst Du Fäden eigentlich nur dann vernähen, wenn Du ein neues Knäul beginnst.

Standardmässig wird Strickgarn meist in 50 g Knäulen verkauft, Sockenwolle auch in 100 g - oder (bei 6fach-Sockenwolle) auch schon mal 150g Knäulen.

Es gibt aber durchaus Garne, die in größeren "Gebinden" angeboten werden, z.B. die klassischen Farbverlaufs-Bobbel * >>  oder auch Garn auf 500 g Konen *  >> - da brauchst Du dann unter Umständen für einen ganzen Pullover nur 2 Fäden zu vernähen- vor allem, wenn Du ohne Nähte strickst >>


2. Verbinde Dein Garn mit Russian Joint oder Magic Knot

Wenn Du eher kurze Woll-Längen hast, wie  z.B. bei Resten, kannst Du die auch vor dem Verstricken zu einem langen Faden verbinden. Dazu kenne ich zwei Techniken.

Russian Joint: Fäden ineinander nähen


Beim "Russian Joint" werden die beiden Fäden ineinander genäht, wie hier im Tutorial von Crasy Sylvie gut erklärt  >>



Magic Knot oder Magischer Knoten: Fäden unsichtbar verknoten


Bei dieser Technik werden die Fäden nicht vernäht, sondern verknotet. Im Kanal von Maschenmarie >> wird das in einem Video gut erklärt. Habe ich allerdings noch nicht ausprobiert, steht noch auf meinem "Zettel"...




Buchtipps zum Fäden vernähen


Okay, zugegeben: In den Büchern geht es nicht nur ums Fäden vernähen, sondern um den "letzten Schliff" insgesamt - aber da gehört Fäden vernähen ja dazu!





So, jetzt bin ich wie immer neugierig:
Wie vernähst Du Deine Fäden?
Welche der hier vorgestellten Techniken hast Du schon ausprobiert?
Was habe ich noch vergessen?
Schreib es mir doch bitte in die Kommentare!



* = Affiliate-Link, führt zu Amazon.de









4 Kommentare:

  1. Wo ich ein neues Knäuel beginne, stricke ich immer einige Maschen mit 2 Fäden und schneide die Enden ab. Da ist noch nie etwas aufgegangen.
    Dann bleiben noch der Anfang und das Ende über. Da nehme ich manchmal auch einfach die Häkelnadel, ziehe den Faden kurz durch und verknote ihn schließlich beim Durchziehen.
    Fäden vernäht schließlich keiner gerne.
    LG
    Ingrid

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    1. Häkelnadel hab ich jetzt beim Vernähen noch nie verwendet. Da ich so ein Spezialist darin bin, den Anschlag zu verdrehen, stricke ich Runden gerne erstmal ein paar Reihen offen, und da brauche ich den Anschlagsfaden, um diese Lücke am Schluss zusammen zu nähen.

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  2. Seitdem ich die gebogene Stopfnadel habe, geht das Vernähen schneller und einfacher. Die Handhaltung ist bequemer, man kommt einfach besser in die Maschen rein, finde ich. Russian Join ist theoretisch eine gute Idee, aber praktisch komme ich damit nicht klar. Es ist ziemlich fiddelig und in dieser Zeit habe ich die Fäden dreimal vernäht.

    LG Andrea

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    1. Echt, das geht schneller mit den gebogenen Dingern? Hm... dann sollte ich das vielleicht doch mal ausprobieren? Sooo eine große Investition ist das Dings ja nicht. Oder ich frage beim nächsten Stricktreff mal nach, ob mir jemand so ein Dings leihen kann zum probieren.

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