Mittwoch, 1. Juni 2022

Rezension: Viktor von Judith Fanto

Über das Buch habe ich bei Booktube ja schon viel Gutes gehört, also habe ich zugegriffen, als es bei der Onleihe verfügbar war - und wurde nicht enttäuscht, ein echtes Highlight! Außerdem mag ich ja Geschichten, die in Wien spielen, nachdem ich da in den 1990ger-Jahren mal 3 Monate verbracht habe.

Bibliographische Daten:


Viktor von Judith Fanto * >>

Verlag Urachhaus; gebundene Ausgabe, 415 Seiten

ISBN-10 ‏ : ‎ 382515257X


Klappentext:

Wien, 1914. Der junge Viktor entwickelt sich zielstrebig zum schwarzen Schaf seiner wohlhabenden jüdischen Familie. Nimwegen, 1994. Die Studentin Geertje hat es satt, dass sich ihre Familie noch immer für ihr Judentum schämt. Auf der Suche nach ihrer eigenen Identität will sie die Mauer des Schweigens endlich durchbrechen. Denn das Schicksal ihrer Familie ist allgegenwärtig – auch das von Viktor.


Über Judith Fanto:

Judith Fanto wurde 1969 als Geertje Judith van den Heuvel in Delft geboren, wächst in Voorburg und Den Haag auf und studiert in Nimwegen, London und Amsterdam. Sie ist mittlerweile Mutter von drei Kindern, Juristin und Publizistin. Seit ihrem Debütroman im Jahr 2020 verwendet sie Fanto –den Familiennamen ihrer Vorfahren – als literarisches Pseudonym. Fantos Roman „Viktor“ basiert auf den Schicksalen ihrer Wiener jüdischen Familie. Das Buch wurde mit dem Hebban Literaturpreis für das beste niederländische Debüt von 2020 ausgezeichnet und ist nominiert für den Buchhandlungspreis 2021. Innerhalb von 18 Monaten wurden in den Niederlanden mehr als 40.000 Exemplare verkauft.


Und, wie hat es mir gefallen?

Ich war nicht 100% sicher, ob mir das Buch gefallen würde, aber nachdem es so viele meiner liebsten Booktuber hoch gelobt haben, habe ich zugegriffen, als ich es in der Onleihe ergattern konnte - und ich muss sagen, das war ein echtes  5-Sterne-Buch.

Die Geschichte wird auf 2 Zeitebenen erzählt: In den Niederlanden der 1990ger-Jahre stößt Gertje auf die Geschichte um ihren Großonkel Viktor, der in den Erzählungen ihrer jüdischen Familie, die aus Wien fliehen musste, immer wieder auftaucht. Dass heißt - eigentlich erzählt diese Familie, vor allem die Großeltern - nicht wirklich von der Wiener Zeit, und auch das "jüdisch sein" spielt in ihrem täglichen Leben eigentlich keine Rolle.

In der zweiten Zeitebene wird die Geschichte von Viktor und der Verwandtschaft in Wien erzählt, beginnend in den letzten Jahren des 1. Weltkrieges, als Viktors Vater noch an der Front ist. Wir lernen Viktor kennen aber auch seine Geschwister, den Onkel, der als Arzt arbeitet, seine Großeltern und insgesamt das Leben der großbürgerlichen Familie in Wien.

Auch Viktor ist nicht religiös, sondern ein ziemlicher Hallodri und Frauenheld, aber auch ein extremer Kümmerer - seien das jetzt seine Neffen, Freunde, Verwandten, oder ein Hund, den er auf der Straße aufliest.

Je tiefer Geertje in Viktors Geschichte eintaucht, umso mehr beschäftigt sie sich auch mit ihrem eigenen Jüdischsein - sie nimmt Kontakt zur jüdischen Gemeinde auf und versucht, mehr jüdische Kultur in ihr Leben zu bringen und herauszufinden, was mit ihren Verwandten, die nicht mehr aus Wien fliehen konnten (und zu denen auch Viktor gehört hat), genau geschehen ist.

Ein tolles Buch - natürlich sehr bedrückend teilweise, aber auch charmant und amüsant - Viktor muss man einfach gern haben!

Ich vergebe 5 von 5 Sternen und hoffe, dass die Autorin noch mehr schreiben wird.


2 Kommentare:

  1. Vielleicht ist es auch was für mich;)

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    1. Lies mal rein, hat mir wirklich gut gefallen, obwohl ich anfangs auch skeptisch war.

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