Montag, 22. Februar 2021

Rezension: Das Flüstern der Bäume von Michael Christie

 Der Hörbuch-Download wurde mir vom Verlag kostenlos zur Rezension zur Verfügung gestellt- vielen Dank dafür! 

Bibliographische Daten:


Das Flüstern der Bäume von Michael Christie * >>

Spieldauer: 17 Stunden

Sprecher: Stefan Wilkening

Der Hörverlag, ungekürzte Ausgabe

ASIN B08GM8N3BY


Klappentext:

Die Geschichte einer Familie und der Bäume, deren Schicksal mit ihnen verbunden ist.
Jacinda Greenwood weiß nichts über ihre väterliche Familie, deren Namen sie trägt. Sie arbeitet als Naturführerin auf Greenwood Island, doch die Namensgleichheit, so glaubt sie, ist reiner Zufall. Bis eines Tages ihr Ex-Verlobter vor ihr steht. Im Gepäck hat er das Tagebuch ihrer Großmutter. Jahresring für Jahresring enthüllt sich für Jacinda endlich ihre Familiengeschichte, und sie staunt. Denn seit Generationen verbindet alle Greenwoods eines: der Wald. Er bietet Auskommen, ist Zuflucht und Grund für Verbrechen und Wunder, Unfälle und Entscheidungen, Opfer und Fehler - und die Folgen all dessen bestimmen nicht nur Jacindas Schicksal, sondern auch die Zukunft unserer Wälder.


Über Michael Christie:

Die Leidenschaft für Literatur: Michael Christie ist ein kanadischer Schriftsteller. Er studierte Psychologie an der Simon Frase University und arbeitete nach seinem Abschluss im Sozialwesen. Später besuchte er das Schreibprogramm im Creative Writing an der University of Britisch Columbia. Zu dieser Zeit schrieb er erste Geschichten. Schließlich gab er sein Debüt als Autor mit seiner Geschichtensammlung „The Beggar´s Garden“. Diese wurden mit dem City of Vancouver Book Award ausgezeichnet. Darüber hinaus wurde Christie für den, in Kanada sehr bekannten, Scotiabank Giller Prize nominiert. Mit seinem Buch „if I Die“ veröffentlichte der Autor seinen ersten Roman. Michael Christie lebt mit seiner Familie in einem selbst gezimmerten Holzhaus auf der Insel Galiano vor Vancouver.


Über den Sprecher, Stefan Wilkening:

Der gebürtige Moselaner aus Hatzenport, Jahrgang 1967, kam über theologische Umwege auf die Otto-Falckenberg-Schule nach München, an der er 1995 sein Schauspieldiplom erhielt. Stefan Wilkening arbeitet bei zahlreichen Hörfunk-, Hörbuch- und Filmproduktionen mit und tritt im gesamten deutschsprachigen Raum als Rezitator mit unterschiedlichen Live- Programmen auf.Der Schauspieler und Sprecher ist neben seinen Theaterengagements ( u.a.: Münchner Kammerspiele, Schauspiel Frankfurt, Bayerisches Staatsschauspiel ) in zahlreichen Dokumentationen, Hörfunk- und Hörbuchproduktionen zu hören, sowie in verschiedenen Film- und Fernsehproduktionen (u.a.: Diplomatie v. Volker Schlöndorff , Tatort, Der Alte, Um Himmels Willen u.v.m ) zu sehen.


Und, wie hat es mir gefallen?

Wow. Was für ein Buch - ein echtes Highlight, wenn nicht sogar ein Lebenshighlight für mich als Spross einer "Holzwurmdynastie" - Opa, Vater und Bruder Schreiner, Onkel und Cousin Zimmerleute...

Allerdings finde ich den Klappentext etwas irrefürrend- die dystopische Zukunft ohne Bäume kommt nämlich nur ganz am Anfang und ganz am Schluss vor, wenn Du also gerne eine etwas düstere Dystopie über eine zukünftige Welt mit zerstörter Natur lesen wolltest, bis Du bei diesem Buch falsch.

Interessant ist die "Erzählrichtung" - es wird aus Sicht der verschiedenen Protagonisten, alles Sprösslinge der Familie Greenwood zunächst "rückwärts" erzählt, beginnend mit Jacinda im Jahr 2038. Es folgt ihr Vater in den 2010er Jahren, dann ihre Großmutter, schließlich ihr Urgroßvater und Urgroßonkel, immer zurück bis zum Jahr 1908. Von da aus geht es wieder "nach außen" in den Jahresringen des Baums, also erst weiter die Geschichte der Urgroßeltern, dann wieder zurück bis zu Jacinda. Beim ersten, rückwärtsgewandten Erzählstrang bleiben dann natürlich viele Fragen offen, die dann im "zweiten Anlauf" geklärt werden.

Dadurch bleibt die Geschichte die ganze Zeit spannend und ich musste immer weiter hören, weil ich wissen wollte, wie es weitergeht. Die Geschichte spielt hauptsächlich in Kanada und Bäume und Holz spielen eine große Rolle. Jacindas Urgroßonkel produziert z.B. eine Zeit lang Ahornsirup, ihr Urgroßvater gründete und führte ein sehr erfolgreiches Holzunternehmen. Jacindas Großmutter rebellierte dann gegen den Vater und war Umweltaktivistin, die sich bemühte, Bäume zu retten.

Besonders interessant fand ich auch die Episode um die Farmerin Temple, die von der Naturkatastrophe des "Dust Bowl" betroffen war, von der ich in diesem Buch zum ersten Mal erfahren habe - ich habe bisher immer gedacht, "Dust Bowl" sei nur eine Beschreibung der staubigen Prärie. Aber in den 1930er Jahren gab es durch die Rodung des Präriegrases und eine anhalte Dürre tatsächlich heftige Staubstürme, bei denen sich der Staub wie Schneewehen türmte und durch den viele Farmer ihre Existenzgrundlage verloren. Ich möchte unbedingt mehr über diese Zeit erfahren und plane deshalb, John Steinbecks "Früchte des Zorns" *>> bald mal zu lesen, das ebenfalls zu dieser Zeit spielt.

Als "theoretischen Unterbau" zum Thema Bäume und Wald empfehle ich die Lektüre von Herrn Wohllebens Buch, das ich letztes Jahr gelesen habe - die Rezension findest Du hier >>+

Trotz dieser ungewöhnlichen Erzählrichtung konnte ich der Geschichte sehr gut folgen und fand diese Art, quasi von der Rinde bis zum Kernholz und wieder zurück zu erzählen, sehr passend für das Thema des Buches.

Stefan Wilkening liest sehr ruhig und bedächtig, er hat eine angenehme, sehr tiefe Stimme. Vermutlich würde ich das Hörbuch eher mit etwas erhöhter Geschwindigkeit hören, denn ich kann mir schon vorstellen, dass das manchen zu ruhig und langsam ist. Mich hat es nicht gestört, ich fand die ruhige Erzählweise angenehm und sie hat zur Geschichte gepasst.

Dieses Buch ist also absolut toll, eine wunderbar erzählte Familiengeschichte. Außer um Holz und Wald geht es auch darum, wie Familien und Beziehungen entstehen und sich entwickeln.

Ich bin schwer begeistert und sehr froh, dass ich dieses Buch entdeckt habe. Es bekommt natürlich 5 von 5 Sternen und ich werde ganz bald weitere Bücher des Autoren lesen!


So, jetzt Du:
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